Wieso? Weshalb? Warum?

Ich habe heute einen sehr guten Artikel im "Spiegel online" gefunden worin beschrieben wird wie der Karneval in Deutschland entstanden ist und erklärt so manche Begrifflichkeit. Gerade für die jüngeren Vereinsmitglieder sicherlich ein "Aha- Effekt". Die fünfte Jahreszeit nähert sich ihrem Höhepunkt: am 20. Februar 2023 ist Rosenmontag, und in den Karnevalshochburgen und Faschingsfestungen steht damit ein Highlight des Jahres kurz bevor. Die Stadt Köln freut sich zudem nicht nur auf den ersten Rosenmontagsumzug seit Beginn der Coronapandemie, sondern feiert auch das 200-jährige Bestehen seines Karnevals.
Egal, ob Karneval am Rhein, oder Fasching in Bayern. Verkleidungsfreudige Jecken wissen, welche wilde Party nun auf sie wartet. Wer jedoch mit all dem wenig anfangen kann, fragt sie schnell was soll der Trubel, und was würde eigentlich gefeiert? Hier kommen die wichtigsten Antworten, um mitreden zu können. Karneval, Fasching, Fastnacht, was denn nun? Das ausschweifende Treiben wird regional unterschiedlich bezeichnet: im Rheinland heißt der Brauch Karneval, in Mainz und Umgebung, Fastnacht, im Schwäbisch alemannischen Gebiet Fasnet und den bayrisch österreichischen Raum Fasching. Das Wort Fastnacht ist seit dem 12. Jahrhundert bekannt und weist schon lautmalerisch auf den Inhalt hin: den Vorabend vor Beginn der 40- tägigen christlichen Fastenzeit, die Ostern endet. Vor dieser entbehrungsreichen Phase kommt man in aller Fröhlichkeit zusammen. Um noch einmal ordentlich zu schlemmen, zu tanzen und zu feiern. Zunächst war wirklich nur die Nacht davor gemeint, später wurde diese Phase zunehmend auf einen längeren Zeitraum ausgeweitet. Einen ähnlichen Bedeutungsursprung hat der Begriff Fasching er leitet sich vom Mittelhochdeutschen „vaschance“ ab, das seit dem 13. Jahrhundert vor allem in Süddeutschland belegt ist, wohl das Ausschenken des Fastentrunks meint. Karneval ist eine Entlehnung aus dem italienischen „carnevale“, dass sich möglicherweise vom mittelateinisch „carnelevale“ ableitet und etwa „Fleischwegnahme“ bedeutet. Die Ableitung „Fleisch lebe wohl!“ von „Carne valele“ gehört wohl ins Reich der Narren. Was feiert man da eigentlich? Wie man es dreht und wendet, man kommt immer wieder auf den Beginn der christlichen Fastenzeit vor Ostern zurück. Noch einmal ausgelassen sein, bevor die ruhige Zeit der Buße und Enthaltsamkeit einkehrt. Mit Tan, Spiel und Umzügen wird die anerkannte Ordnung außer Kraft gesetzt und in Verkleidung und Narrengewand verspottet. Besonders deutlich wird das heutzutage im rheinischen Karneval. Mit der Gegenregierung des Elferrats oder der Rathaus Erstürmung an Weiberfastnacht. Eröffnet wird die sogenannte Session seit dem 19. Jahrhundert traditionell am 11. November, meist um 11:11 Uhr. In Düsseldorf wird dabei der Hoppeditz erweckt. Dass ausgerechnet der Martinstag den Beginn markiert, hängt wohl vor allem mit der Narrenzahl 11 zusammen. Der organisierte Karneval nimmt nach der eher ruhigen Advents- und Weihnachtszeit erst auf dem 6. Januar (Dreikönigstag) in den Festzelten und Sälen so richtig Fahrt auf. Ab Weiberfastnacht schließlich erobert der Karneval die Straße. Beendet ist die Session nach 6 Tagen Straßenkarneval am Aschermittwoch. Dass die Bräuche heidnische, germanische, keltische oder römische Ursprünge wie Frühlings- oder Fruchtbarkeitsfeste haben, lässt sich mit Quellen nicht belegen. Belege für die Fastnachtsfeiern finden sich aber im Hoch- und Spätmittelalter. Seit dem 13. und 14. Jahrhundert gehören Gastmähler, Trinkgelage, Reiter- und Tanzspiele zu den regional unterschiedlichen Bräuchen der „Fünften Jahreszeit“. Um 1500 gewann die Figur des Narren mit seinem zunächst als teuflisch verstandenen Schabernack und Spott für die Obrigkeit Bedeutung. Das zentrale Karnevalselement der vorübergehenden Anarchie und unverblümt geäußerten Kritik an den Herrschenden entwickelte sich besonders nach der Französischen Revolution. Im 19 Jahrhundert brachte das Bürgertum den von den unteren Schichten ausschweifend gefeierten Karneval in eine feste Ordnung. Neu gegründete Karnevalsgesellschaften führten Umzüge, Sitzungen und Personal wie den Prinzen ein, die das Gesicht des Karneval bis heute prägen Die Zeit der Reformation hatte zuvor für eine Art Zweiteilung Deutschlands gesorgt. So ist der Brauch auch heute noch in den überwiegend katholischen Regionen stärker verankert als in den protestantischen, wo das Fasten an Bedeutung verlor. Weiberfastnacht- ein Tag nur für Frauen? Im Karneval ist alles erlaubt, und alte Konventionen verlieren ihre Gültigkeit. Bis ins Mittelalter soll die Tradition zurückgehen, nach der Frauen am Donnerstag vor Rosenmontag symbolisch die Macht übernehmen. Erst seit 1945 ist es verbreitet, dass Frauen Männern an diesem Tag auch den Hut oder die Mütze wegnehmen oder sogar die Krawatte abschneiden und damit die männliche Übermacht stutzen. Seit dem 19. Jahrhundert ist Weiberfastnacht oder Altweiberfastnacht der Auftakt für den sechstägigen Straßenkarneval. Zurückgehen soll die Weiberfastnacht heutiger Prägung im Rheinland, auf Wäscherinnen aus Bonn- Beuel. Denen ging es gegen den Strich, dass Karneval eine reine Männerveranstaltung war. Und so gründeten sie 1824 ihr eigenes Damenkomitee. Fast 200 Jahre später möchte man meinen, das sei alles passé. Doch in vielen Vereinen, darunter den Kölner Traditionskorps, können Frauen gar nicht Mitglied werden, höchstens als Tanzmariechen oder im Reiterkorps. Trotzdem da sind die Frauen nicht so, dürfen auch Männer an Weiberfastnacht mitfeiern. Werden Rosenmontag Rosen geworfen? Der Rosenmontag ist vielerorts der Höhepunkt des Straßenkarnevals in Köln, Düsseldorf und Mainz führt dann kaum noch ein Weg am Karneval vorbei. Es finden die großen Rosenmontagsumzüge, Karnevalsumzüge statt. Das Verkehrssystem der Innenstädte ist praktisch lahmgelegt. In vielen Büros wird nicht gearbeitet, in einigen dafür gefeiert. Zwar sind unter den von Zugteilnehmern geworfenen Blumensträußchen ganz sicher auch Rosen. Doch sie gaben dem Tag nicht seinen Namen. Woher der Name kommt, ist nicht ganz klar. Manch einer führt ihn auf den Rosensonntag zurück. Vier Wochen nach Karneval wurde an diesem einen Sonntag das Fasten unterbrochen. Zu seinem Namen kam der Rosensonntag entweder, weil der Papst dereinst an diesem Tag eine goldene Rose geweiht haben soll, oder weil Priester dort rosa Gewänder trugen. Der Rosensonntag soll im Kölner Festkomitee im 19. Jahrhundert als Hauptversammlungstag gedient haben. Das Komitee wurde gegründet, um das Karnevalstreiben zu ordnen. Teile des Namens gingen um 1830 herum auf den alljährlichen Umzug am Montag vor Aschermittwoch über. Andere versuchen eine linguistische Herleitung. Im Niederrheinischen heißt das Wort „Rosen“ rasen oder toben. Ein sprichwörtlich toller Montag. Vom Rosenmontag sprachen zunächst nur die Kölner, erst später übernahmen auch Düsseldorf und Mainz den Namen. Was passiert am Aschermittwoch? Wie heißt es so schön in den Karnevalsklassiker von Jupp Schmitz? „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“. Und so ist es auch. Der Aschermittwoch markiert das Ende des tollen Treibens. Die Kölner läuten den Abschluss des Karnevals in der Nacht von Dienstag auf Aschermittwoch ein. Und auch die Düsseldorfer tragen ihren Vorzeigenarren den „Hoppeditz“ zu Grabe. . Aschermittwoch markiert auch den Beginn der Fastenzeit vor Ostern 40 Tage (Sonntage ausgenommen) verzichten die Gläubigen auf Fleisch, Alkohol oder Süßigkeiten. Im frühen Mittelalter begann jetzt auch die Kirchenbuße, bei der die Büßer unter anderem mit Asche bestreut wurden. Daraus ist in der katholischen Kirche die Tradition entstanden, den Messgängern am Aschermittwoch ein Kreuz aus Asche auf die Stirn zu zeichnen. Es soll sie an die Vergänglichkeit erinnern. Neben Narren und Gläubigen begehen auch die Parteien in Deutschland den Aschermittwoch. Zurück geht die Tradition des politischen Aschermittwochs, eine Art Abrechnung mit den politischen Gegnern, auf die CSU. Der organisierte Karneval- was soll das mit den Uniformen auf diesen Sitzungen? In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand an vielen Orten im Rheinland der organisierte Karneval. Das Bürgertum wollte die oft derben und ausschweifenden Feiern in geregelte Bahnen bringen und gründete Karnevalsvereine. Dies war auch der preußischen Besatzung geschuldet, der man mit ein wenig mehr Disziplin und Ordnung entgegenkommen musste, über deren Militarismus man sich so aber gleichzeitig lustig machen konnte. 1823 gründeten die Kölner das »Festordnende Comité« und prägten damit das Gesicht des offiziellen Karnevals bis heute. Beim ersten Rosenmontagsfestumzug begleiteten die Roten Funken, deren Uniform auf die ehemaligen Kölner Stadtsoldaten zurückging, als Garde den Einzug des »Helden Karneval«. Aus ihm wurde in der Folge der »Prinz Karneval«. Funken veralberten die Preußen mit dem auch heute noch praktizierten Stippeföttche-Tanz (zwei Herren reiben ihre Hintern aneinander). Zum Prinzen gesellten sich später noch Bauer und Jungfrau: Das Kölner Dreigestirn war geboren. Traditionell wird die Jungfrau von einem Mann dargestellt – wie ursprünglich auch das Funkenmariechen, das während der NS-Zeit jedoch weiblich wurde. Auch die anderen Orte im Rheinland werden von Prinzenpaaren oder Prinzen mit Hofstaat regiert. Allein in Köln gibt es mittlerweile mehr als hundert Karnevalsgesellschaften, darunter die uniformierten Korpsgesellschaften. Die Vereine stellen nicht nur das karnevalistische Personal und organisieren die Umzüge, sondern veranstalten auch Sitzungen. Diese finden in der Session und zum Karnevalshöhepunkt statt und vereinen Auftritte der Garden und Tanzgruppen, Karnevalsbands- und Büttenredner. Letztere reimen von einer Art Fass aus – der Bütt – in Mundart mal mehr und mal weniger lustig über politische und gesellschaftliche Themen. Der Elferrat steht einer Sitzung vor, er verteilt Bützjen und Orden oder ruft nach besonders mitreißenden Auftritten das Publikum zur »Rakete« auf (»An die Gewehre!« – Kommando eins: Klatschen, Kommando zwei: zusätzliches Trampeln mit den Füßen, Kommando drei: dazu noch pfeifen). Als Gegenveranstaltung zur traditionellen Prunksitzung, der zentralen Vorzeigezusammenkunft eines jeden Karnevalsvereins, gibt es seit 1984 die Stunksitzung in Köln. Sie parodiert den etablierten Sitzungskarneval und übt dabei kabarettistisch Kritik an Politik und Kirche. Welche Bedeutung haben die Funkenmariechen? »Dat Mariechen« darf bei keiner Kölner Karnevalssitzung fehlen. Sie begleitet die Korpsgesellschaften, tanzt solo oder mit einem Tanzoffizier und vermischt bei ihrem Tanzstil Elemente des Balletts mit Akrobatik. »Funkenmariechen« gibt es streng genommen nur bei den Kölner Funken, umgangssprachlich werden aber oft alle Tänzerinnen im Karneval Funkenmariechen genannt. Andere Namen sind Tanzmariechen, Tanzkathrinchen (eine Besonderheit des Mainzer Karnevals) und Marketenderin. Letztere ist wohl auch das historische Vorbild für die uniformierten Tänzerinnen: Marketenderinnen zogen in der Frühen Neuzeit mit den Heeren umher. Darum ist das Mariechen-Kostüm mit Dreispitz und Perücke an die Uniformen des 18. Jahrhunderts angelehnt. Ursprünglich wurden die Tanzmariechen von Männern dargestellt. Den Nationalsozialisten in den 1930er-Jahren waren Männer in Frauenkleidern jedoch ein Dorn im Auge – und so wurde das Mariechen weiblich. Welche Karnevalsumzüge gibt es? »D’r Zoch kütt!« Mit diesem Ausruf wird in Köln am Rosenmontag der größte Karnevalszug Deutschlands begrüßt, der 1823 erstmals startete. Schon im Altertum zogen die Menschen zu besonderen Anlässen verkleidet umher. Mit dem Aufkommen von Fastnachtsfeiern im Hochmittelalter fanden in den Städten dann organisierte Maskenumzüge statt. Der Kölner Rosenmontagszug gilt als Höhepunkt des Straßenkarnevals: Die Karnevalsgesellschaften ziehen mit 10.000 Teilnehmern zu Fuß, auf Pferden oder Wagen durch die Stadt, musizieren und werfen tonnenweise Kamelle und Hunderttausende Strüßjer in die Menge. Rund eine Million Zuschauer schunkeln, singen und bützen an der 7,5 Kilometer langen Wegstrecke – der Zoch selbst ist jedoch einen halben Kilometer länger. Wenn die ersten Wagen ins Ziel kommen, sind die letzten noch gar nicht gestartet. Besonders beliebt sind die Persiflage- oder Motivwagen, die aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen aufs Korn nehmen, sowie der Prinzenwagen, der als Höhepunkt den Zug beendet.
Große Rosenmontagszüge finden unter anderem auch in den rheinischen Karnevalshochburgen Mainz und Düsseldorf statt, dabei ist der Düsseldorfer Zug für seine besonders bissigen politischen Motivwagen berühmt. Am Karnevalssonntag sind in Köln die Schull- und Veedelszöch unterwegs, bei denen die Schulen und Vereine aus den Kölner Stadtvierteln, den Veedeln, die Jecken mit originellen Kostümen und Musik- oder Tanzdarbietungen unterhalten. Ein etwas anderer Zug geht am Karnevalssamstag durch Köln: Als 1991 wegen des Golfkriegs der Rosenmontagszug abgesagt worden war, fanden sich Antikriegsdemonstranten und Jecken zusammen, zogen auf eigene Faust durch die Straßen und belebten damit die alte Tradition der Geisterzüge wieder. Seitdem feiern gruselige Gestalten zu Sambarhythmen den alternativen Karneval am Samstagabend – ohne Kamelle und Strüßjer, dafür kann jeder mitlaufen. Wer es noch kleiner und gemütlicher mag: In nahezu jeder rheinischen Stadt oder Gemeinde gibt es an den Karnevalstagen eigene Umzüge, bei denen man dem rheinischen Frohsinn freien Lauf lassen kann. Wieso schmeißen die Karnevalisten »Kamelle« Gemeint sind eigentlich »Karamelle«. Das sind die Süßigkeiten, die bei den Karnevalsumzügen ins Publikum geschmissen werden. Zum Wurfmaterial gehören aber längst nicht mehr nur Bonbons, sondern auch Schokolade, Weingummi und Waffeln. In Köln werden rund 300 Tonnen Süßigkeiten, über 700.000 Tafeln Schokolade, über 220.000 Schachteln Pralinen, über 300.000 Strüßjer, Tausende Stoffpuppen und weitere kleinere Präsente beim Rosenmontagsumzug geworfen werden. Schon im 19. Jahrhundert wurden bei den ersten Karnevalszügen Geschenke unters Volk gebracht. Allerdings war das damals eher eine ausgewählte Veranstaltung. Erst später nahm das Volumen des Kamelleregens zu, als dann auch andere Zugteilnehmer als der Prinz um sich warfen. Helau! Alaaf! – Was rufen die da? Die bekanntesten Karnevalsrufe in den rheinischen Karnevalshochburgen sind »Alaaf« und »Helau«. Grob gesagt jubeln die Jecken »Alaaf« in einem geschlossenen Gebiet zwischen Aachen und dem Bergischen Land über Köln bis Koblenz. »Helau« rufen Karnevalisten im Gebiet rund um Düsseldorf und Wuppertal bis nach Kleve sowie südlich von Koblenz bis nach Mainz. Man sollte tunlichst auf diese regionalen Gegebenheiten achten, denn der eine oder andere Jeck links und rechts des Rheins versteht hier dann doch keinen Spaß. Wo das Wort »Alaaf« seine Wurzeln hat, ist nicht ganz klar. Manche sehen darin das spanische »alabar« (»loben«) oder den englischen Trinkruf »aloft« (»hoch«). Die Wendung »al aff« in Verbindung mit »colnisch land« ist laut »Etymologischem Wörterbuch« erstmals im 17. Jahrhundert bezeugt. Eine gängige Deutung besagt, dass »all ab« oder mundartlich »all-af« im diskriminierenden Sinne von »alles unterhalb Kölns« beziehungsweise umgekehrt »Köln über alles« meint. Im Kölner Stadtmuseum soll sich der älteste Beleg des Wortes auf einem Trinkkrug aus dem 16. Jahrhundert finden. Seit dem 18. Jahrhundert war »alaaf« als niederrheinischer Trinkspruch verbreitet und wurde erst im Straßenkarneval ein Jahrhundert später zum Narrenruf. Bei Sitzungen in Köln wird etwa das Dreigestirn mit dem Ruf dreifach begrüßt und verabschiedet. Übrigens entzückte auch der damalige US-Präsident John F. Kennedy 1963 mit dem Ausruf »Köllen Alaaf« bei seinem Deutschlandbesuch die Kölner. Bei »Helau« ist ebenfalls vieles unklar. Laut dem Volkskundler Alois Döring ist das Wort 1603 aus Tirol überliefert. Manche leiten seine Bedeutung eher scherzhaft von hellblau oder halbblau ab (im Gegensatz zum Zustand blau, im Sinne von betrunken) – oder auch vom englischen »hell«. Auch eine Kurzform des himmlischen »Halleluja« wird diskutiert, oder »Hölle auf«. Im Düsseldorfer Karneval war »Helau« schon in den 1830er-Jahren zu hören. Es gibt zahlreiche weitere Narrenrufe: In Mönchengladbach erschallt beispielsweise »Halt Pohl« (»Bleib standhaft«), in Hüls bei Krefeld »Breetlook« (»Breitlauch«). Was haben die Narren mit der Elf? Die Zahl hat in den Karnevalshochburgen große Bedeutung. Die Karnevalssaison beginnt seit dem 19. Jahrhundert am 11.11. um 11.11 Uhr. Sitzungen beginnen nicht zur vollen Stunde, sondern elf Minuten später, geleitet werden sie vom Elferrat. Warum genau, ist nicht klar. Ursprünglich galt die Elf als Zahl der Maßlosigkeit und Sünde. Im modernen rheinischen Karneval symbolisiert sie aber auch die Gleichheit der Narren. Dahinter sollen die drei Anfangsbuchstaben der zentralen Schlagworte der Französischen Revolution stehen: Egalité, Liberté, Fraternité (Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit). Aber auch die Idee zweier gleicher Zahlen nebeneinander: eins neben eins. Oben gleich unten. Weitere Deutungen: Elf ist eine Schnapszahl, eine Narrenzahl, wie man im Mittelalter gesagt hätte. Eins mehr als die zehn Finger und die zehn Gebote, einer weniger als die zwölf Apostel und als das Jahr Monate hat. Nichts Halbes und nichts Ganzes, also gegen die Norm, wie die Idee des Narren. Außerdem begann am 11. November, dem Martinstag, früher eine vorweihnachtliche Besinnungs- und Fastenzeit. Und da wollte man vorher noch mal richtig reinhauen. Muss das mit dem Knutschen sein? Küssen erlaubt! Bützen kommt vom Spätmittelhochdeutschen butzen = stoßen, rheinisch für Küssen. Mit geschlossenen Lippen an die Wange gehaucht, manchmal auch auf den Mund. Im Karneval ist »Bützen« keine Sünde. Bützen ist ein Ausdruck des Frohsinns. Keine Anmache, gebützt wird nur freiwillig. »Es ist nicht ernst gemeint und ganz sicher auch nicht sexuell«, sagt Jochen Pöttgen, Sprecher der Karnevalsgesellschaft Reiter-Korps Jan von Werth im SPIEGEL. Das kann bei Karnevalstouristen schon mal zu Verwirrung führen. »Sosehr wir uns über Karnevalsbesucher von außerhalb freuen, manche haben das nicht verstanden. Ich empfehle eine kurze Internetrecherche zum Thema«, sagt Pöttgen. Besonders beliebt ist seit jeher das Bützen der Ordnungshüter, notfalls auch der verkleideten. Sind denn jetzt alle jeck? Das Wort »Jeck« ist die rheinische Variante des »Gecks«, also des Narren. In »Biste jeck?!« wird es auch adjektivisch verwendet: »Bist du närrisch?!« Der Narr ist seit dem 19. Jahrhundert eine der zentralen Karnevalsfiguren. Die Jecken feiern wild, während diejenigen, die das ganze Treiben organisieren, einem Komitee angehören oder auf der Bühne stehen, sich ganz ernsthaft Karnevalisten nennen. Die Figur des Narren verband sich im 15. Jahrhundert mit den Fastnachtsbräuchen. Er galt als Symbolfigur des vorübergehenden Ausbruchs aus den starren Normen und Gesetzen der Gesellschaft. Der Narr konnte einmal Wahrheiten ansprechen. Diese Funktion tritt noch heute im rheinischen Karneval, seinen Büttenreden und Umzugswagen zutage. Warum werden am Ende Puppen betrauert? Nubbel und Hoppeditz personifizieren den Karneval, der vor Fastenbeginn in all seiner Lasterhaftigkeit zu Grabe getragen wird. Sie stehen im übertragenen Sinn auch für die Vergänglichkeit. Im Kölner Karneval ist der Nubbel eine Strohfigur, die an Weiberfastnacht auf Dächern, aus Fenstern oder über Türen hängt und von dort aus das Treiben beobachtet. Der Nubbel ist im wahrsten Sinne der Sündenbock für alle während des närrischen Treibens begangenen Untaten. Damit sich die Jecken vor der beginnenden Fastenzeit reinigen können, wird der Nubbel in der Nacht zu Aschermittwoch mitsamt seinen Sünden unter großem Geheule verbrannt. Laut Wikipedia ist das Wort »Nubbel« ein kölscher Begriff, der das Ungefähre bezeichnet, also wenig greifbar ist. Gemeint ist ein »Irgendwer« oder ein »Irgendwo«: »Dä es beim Nubbel« heißt dann entsprechend: »Der ist irgendwo.« Der Düsseldorfer Gegenpart ist der Hoppeditz, ebenfalls eine Puppe, die Aschermittwoch beerdigt, ersäuft oder ebenfalls verbrannt wird. Sein Erwachen wird dann am 11.11. gefeiert. Zum Auftakt springt eine ganz lebendige Hoppeditz-Figur aus einem Senftopf und hält eine Rede. Was der Name bedeutet, ist unklar. Er könnte eine Zusammensetzung der beiden rheinischen Wörter »hoppe« für hüpfen und »Ditz« für Knirps, kleines Kind sein. Je nach Region gibt es unterschiedliche Namen für die prominente Karnevalspuppe. In Jülich wird sie auch Lazarus Strohmannus genannt, im Alemannischen Jokili. PS: Diesen Text bitte nicht kopieren, speichern, weiterleiten. Das hat was mit dem Urheberrecht zu tun. 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